Bericht von Josi Küsters – Januar 2017

Sophia Stepprath Uncategorized Februar 11, 2017

Im Januar 2017 engagierte ich mich wieder drei Wochen lang ehrenamtlich am DIANI Bildungs- und Sozialzentrum in DIANI Beach, Kenia.

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Es war nunmehr mein fünfter Aufenthalt. Ich hatte mich riesig auf das Wiedersehen mit den Kindern, Lehrern und Angestellten gefreut, denn im Laufe der Jahre sind mir die Kinder sehr ans Herz gewachsen.

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Gleichzeitig war ich neugierig, inwieweit sich das Projekt seit meinem letzten Aufenthalt im Dezember 2015 entwickelt hat.

Sobald ich das Schulgelände betrat, fiel mir die Neugestaltung/-bepflanzung des Schulgeländes auf. Entlang der Gehwege waren Beete angelegt und neue Bäume gepflanzt worden.

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Als mich einige Kinder entdeckten, stürmten sie auf mich zu und begrüßten mich stürmich. Von der herzlichen Begrüßung war ich überwältigt und ich fühlte mich gleich wieder „zu Hause“.

Während einer Lehrerversammlung, die bereits am 2. Schultag des neuen Schuljahres stattfand, erläuterte ich meine diesjährigen Vorhaben und delegierte Aufgaben an Lehrer und Angestellte, wie z.B. das Einholen von Kostenvoranschläge für die neuen Schulbücher. Anschließend war ein Treffen mit ehemaligen Schülern, die gerade ihr Abitur erfolgreich bestanden hatten. Stolz kann ich berichten, dass ein Schüler aufgrund seines tollen Abschlussergebnisses vom Staat ein Stipendium erhalten hat und somit sein Studium ermöglicht wird. Das ist eine Chance auf eine qualifizierte Berufsausbildung, die ihm ohne die Projektarbeit verwehrt geblieben wäre.

Auch Shendy die 20-jährige Tochter unserer Küchenangestellte Robai, alleinerziehende Mutter von fünf Kindern, kann im April mit ihrem Lehramtsstudium beginnen. Shendy hatte bereits im Jahr 2015 ihr Abitur bestanden und anschließend am Bildungszentrum im Kindergarten als Praktikantin gearbeitet. Jetzt hat sie das Geld für ihre ersten Semester verdient.

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Shendy ist die Hoffnungsträgerin der Familie, da Mädchen mit abgeschlossener Berufsausbildung nicht nur ihre eigene Lebenssituation verbessern, sondern sie nachweislich auch ihre Familien unterstützen. Außerdem ist sie gleichzeitig ein Vorbild für ihre jüngeren Geschwister.

Tags darauf war die Elternpflegschaftsversammlung. Tagesordnungspunkt Nr. 1 waren die noch nicht bezahlten Schulgebühren. Da einige Eltern nicht in der finanziellen Lage waren, diese zu begleichen, wurde nach einer Lösung gesucht. Einige Eltern werden nun Gelegenheitsjobs an unserer Schule erhalten, z.B. als Nachtwächter oder Gärtner. Dadurch haben sie die Möglichkeit, ihre Schulden zu begleichen.

Zu meinen wichtigsten Erledigungen zählte die Auszahlung des jährlichen „Sparplanes“. Das schulinterne Sparprojekt, welches von mir im Jahr 2013 initiiert wurde, wird von den Lehrern und Angestellten liebevoll „Josi Savings“ bezeichnet! Jeder Sparer zahlt monatlich 2 € auf ein „internes“ Sparkonto der Schule ein und erhält nochmals einen Zuschuss von 2 €. Derjenige, der während des Jahres kontinuierlich gespart hat, erhält am Jahresende neben den Zinsen einen Bonus von 10 %. Zur Auszahlung können dann – bei einer „Eigenleistung“ von 24 € – bis zu 55 € kommen; dies entspricht nahezu einem halben Monatsgehalt. Die zusätzlichen Sparleistungen, die Zinsen und der Bonus werden von meinen projektbezogenen Spenden finanziert. Das ist mein Beitrag, damit die Lehrer und Angestellten das „Sparen“ erlernen. Sparen oder die Bildung von Rücklagen entspricht nicht der kenianischen Mentalität, ist es doch bei so geringen Einkommen den meisten Menschen kaum möglich. Allerdings ist „Sparen“ meines Erachtens eine wichtige Voraussetzung für die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung jedes Einzelnen, aber auch für die Gemeinschaft. Ich frage mich, wie soll jemand einen Kredit zurückzahlen können, wenn er nicht gelernt hat zu sparen?

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Die Auszahlung der Sparleistungen wird von allen Angestellten und Lehrern meistens sehnsüchtig erwartet. Besonders um die Weihnachtszeit verschulden sich viele von ihnen. Da sie über Weihnachten häufig ihre Familien im Landesinneren besuchen, verursachen die Buskosten hohe Ausgaben. Außerdem werden von den Verwandten Geschenke erwartet. Häufig bleibt dann kein Geld mehr übrig für notwendige Lebensmittel und für die Zahlung der Anfang des Jahres fälligen Schulgebühren.

Ein anderes Tätigkeitsfeld war die Organisation der benötigten Schulbücher. Grundsätzlich gilt in Kenia, dass jeder Schüler die Schulbücher selbst besorgen und finanzieren muss. Dazu sind die meisten Familien unserer schulpflichtigen Kinder nicht in der Lage. Deshalb übernimmt die Schule diese Aufgabe und die Kosten. Nachdem die Lehrer die Listen der benötigten Schulbücher erstellt hatten und die Preise vorlagen, wurden die vorbereiteten Bestelllisten gemeinsam mit dem jeweiligen Klassenlehrer auf die notwendigsten Anschaffungen gekürzt, da die Ausgaben unser Limit überstiegen hätten. Um den Unterricht zu ermöglichen, wurden Schulbücher für die Hälfte der Schüleranzahl bestellt, d. h. jeweils zwei Kinder teilen sich ein Buch.

An den darauffolgenden Tagen beantragten viele Eltern ehemaliger Schüler einen Mikrokredit zur Finanzierung der Schulgebühren für die weiterführenden Schulen. Dazu benötigten sie aktuell 240 € (jeweils für das 1. + 2. Schuljahr) bzw. 300 € (jeweils für das 3. + 4. Schuljahr). Nach Abzug eines Zuschusses durch den Verein Projekt Lebensblume e.V. von 40 € beträgt der Rückzahlungsbetrag 200 € bzw. 260 €. Dieser ist dann jeweils in 10 Monatsraten zahlbar. Nur solche Eltern, die im Vorjahr den Mikrokredit ordnungsgemäß zurückgezahlt haben, erhielten erneut einen Mikrokredit.

Täglich war ich von ca. 9 Uhr morgens bis ca. 18 Uhr mit großem Elan an der Schule tätig. Zusätzlich traf ich mich dreimal nach Schulschluss mit Christina, um die Vereinsarbeit in Deutschland zu unterstützen. Auch besuchte ich nach Schulschluss einzelne Kinder zu Hause, um einerseits Geschenke von Paten zu übergeben und andererseits auch die Familiensituation näher kennen zu lernen.

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Ich führe eine aktuelle Liste über die Kinder, für die noch dringend Paten gesucht werden. Hierbei handelt es sich meistens um Waisen oder Halbwaisen. Während meiner Besuche konnte ich mich persönlich von der Bedürftigkeit der Familien überzeugen.

Zwischen den Schülern der „Astrid-Lindgren-Schule“, Süsterseel, der Partnerschule in Deutschland, und den kenianischen Schülern der 4. Klasse fördern wir einen Briefwechsel. Hierzu benötigen die Schüler allerdings unsere Hilfe, da das Briefeschreiben in Kenia nicht üblich ist. In einer Freistunde wurden zunächst die aus Deutschland mitgebrachten Briefe vorgelesen und anschließend Antwortbriefe verfasst. Bei dieser Aktion wurde ich von Jutta, Volontärin, tatkräftig unterstützt. Ebenso schrieben wir während der Pausen mit den Kindern, die einen persönlichen Paten haben, Patenschaftsbriefe. Damit die Paten die persönliche Entwicklung ihrer Patenkinder sehen können, habe ich versucht, die Kinder beim Sport oder beim Spielen zu fotografieren.

Während meines Aufenthaltes habe ich an zwei Samstagen einen Schwimmtag durchgeführt. Die gespendeten Schwimmbrillen waren dabei der Hit und wurden von den Kindern begeistert ausprobiert. Leider verblieb mir nur wenig Zeit um mit den Kindern zu basteln oder zu spielen.

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Schule veranstalteten wir am letzten Wochenende (4. Kalenderwoche) auf dem Schulgelände eine Feier. Hierzu waren Vertreter der Schulbehörde und der naheliegenden Schulen eingeladen. Zu Beginn der Feier wurden zwei neue Umbarella-Bäume gepflanzt.

Im Anschluss konnten sich die Gäste an Informationsständen über die Schule und ihre Projekte informieren u. a. über die Gestaltung des Unterrichts, die Musikschule, Kunst, Judo, die Schulfarm, Moringaprodukte (Health and Wealth).

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Anschließend gab es ein vielfältiges Programm mit feierlichen Reden, einen Auftritt des Schulchors, eine Judovorführung und die Darbietung von traditionellen Tänzen.

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Besonders gefreut habe ich mich über den Auftritt der neuen Schülerband, deren Gründung erst durch die Spenden der Musikinstrumenten aus Deutschland möglich war.

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Zum Schluss wurde der Kuchen angeschnitten, welcher traditionell an die Gäste mit der Gabel verteilt wurde.

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 Danach gab es ein besonderes Mittagessen für alle und es wurden lebhaft Erinnerungen ausgetauscht.

Am vorletzten Tag habe ich zunächst mit den Lehrern und Angestellten eine kleine Abschiedsfeier abgehalten.

Am letzten Tag feierte ich mit den Kindern, die alle Plätzchen und Saft bekamen. Anschließend ging ich mit Familien unserer Schule zum Shop und kaufte Lebensmittel (Mehl, Ugali, Zucker, Salz, Öl und Tee) sowie Waschpulver ein. Letztendlich konnte ich sieben Großfamilien, vier Kleinfamilien und vier Singles mit Lebensmitteln für einige Wochen im Wert von insgesamt 200 € versorgen.

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Ihr müsstet in diese glücklichen Gesichter sehen können. Sie trugen die Kartons auf dem Kopf nach Hause. Dabei war das Gewicht einer Tüte oder eines Kartons (der Einkauf einer Großfamilie) über 20 kg schwer.

Zum Abschluss meines Aufenthaltes luden Christina, Klaus und Jutta mich zum Abendessen ein. Während des Gespräches blickten wir zurück auf das 10-jährige Bestehen der Schule. Wir waren uns einig, dass sich das Projekt in den vergangen Jahren kontinuierlich positiv weiterentwickelt hat und dass sich unser gemeinsames Engagement für die vielen hilfsbedürftigen Kinder mit ihren meist alleinerziehenden Müttern lohnt. Der Stolz auf das Erreichte motiviert uns, auch den zukünftigen Herausforderungen zu stellen.

Ich freue mich, wenn ich einen Einblick in die erfolgreiche Weiterentwicklung des Projektes übermitteln und über meine Aktivitäten sowie Erlebnisse berichten konnte. Falls Ihr weitere Informationen über das Projekt, eine mögliche Patenschaft oder einen Besuch/Volontariat in Kenia erhalten möchtet, könnt ihr mich gerne ansprechen. Auch freue ich mich jederzeit auf Unterstützung bei der Vereinsarbeit in Deutschland.

Liebe Grüße

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