1. Bericht von Josi Küsters – Januar bis Anfang Februar 2015

Sophia Stepprath Uncategorized Februar 16, 2015

Jambo,

Hallo zusammen,

nun bin ich seit dem 2. Januar in Kenia und die Tage fliegen so vorbei. Mein letzter Aufenthalt in Kenia war in der Zeit vom Dezember 2012 bis Januar 2013. Nachdem ich meinen erneuten Aufenthalt angekündigt habe, wurde ich von den Schülern, Lehrern und Eltern sehnsüchtig erwartet und meine Ankunft wurde freudig begrüßt. Ein Grund war die in der ersten Januarwoche anstehende fällige Bonusauszahlung an die Angestellten für die geleisteten Sparraten. Die Bedingungen für den Sparbonus, die sogenannten Savings, ähneln den vermögenswirksamen Leistungen in Deutschland und wurden von mir im Januar 2013 erstmalig eingeführt und seitdem von mir persönlich gesponsert. Mit diesem Förderprogramm möchte ich unseren Angestellten Anreize zum Sparen und zur Vermögensbildung schaffen. Es ist ein System, welches in Kenia noch nicht bei der breiten Bevölkerung etabliert ist. Alle Lehrer und Angestellten haben die erforderlichen Sparleistungen erbracht und konnten somit die Bonuszahlung entgegen nehmen.

Erfreulicherweise konnte ich bei meinem ersten Rundgang durch das Schulgelände viele positive Veränderungen feststellen, z.B. den neuen Mehrzweckraum (Speiseraum mit Küche), die neuen Spielgeräte und die fertig gestellte Bücherei. Weiterhin begutachtete ich das im Januar 2014 begonnene, jedoch noch nicht ganz fertig gestellte Gebäude in L-Form mit 4 Klassenräumen und einem Judo- und Sportraum. Die Volontäre Mathies und Julia haben maßgeblich an der Fertigstellung des Judo- und Sportraums durch das Einsetzen der Gitterfenster und den Anstrich mitgewirkt. Mit Hilfe von zweckgebundenen Spendengeldern haben sie den Judo- und Sportraum mit Gymnastikmatten ausgestattet. Da es die Gymnastikmatten in Kenia nicht fertig zu kaufen gab, wurden zunächst dünne feste Schaumstoffmatten bei einem Matratzenhersteller geordert und anschließend von einem Schneider mit einer blauen LKW-Plane überzogen. Die Volontäre Julia,  und Anna haben die Wände mit anschaulichen Judo-Motiven und Judo-Regeln bemalt. Um den Judo- bzw. Sportraum vor dem Sand bzw. Staub von der angrenzenden Straße zu schützen, wurden Gardinen vom Schulschneider angefertigt und vor den Fenstern befestigt. Oberhalb der Fenster wurden ebenfalls stabile Eisenstangen montiert, die als „Kleiderständer“ dienen, so dass die Judoanzüge an Kleiderbügeln aufgehängt werden können.

Die offizielle Eröffnung des Judo- und Sportraumes wurde am 24.01.2015 unter Beteiligung von Vertretern des kenianischen Judovereins aus Nairobi und Malindi fröhlich gefeiert. Nach einer feierlichen Rede wurden einige Judoübungen vorgeführt und anschließend getanzt.

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Unsere Schulkinder nehmen täglich begeistert am Sport- bzw. Judounterricht teil. Weiterhin werden im Rahmen des neu gegründeten DIANI Judo- und Karateclubs Übungsstunden für „Auswärtige Vereinsmitglieder“ gegen ein Entgelt angeboten. Seit Jahresanfang nehme ich ebenfalls wochentags am Sportprogramm um 6 Uhr morgens teil.

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Im November 2014 bestanden 21 Schüler der 8. Klasse das Abschlussexamen. Seit 2013 ermöglicht der Verein Projekt Lebensblume e.V. den Abschlussschülern ein einwöchiges Schulpraktikum. Deshalb bestand meine Hauptaufgabe im Januar 2015 darin, Praktikumsstellen für die Schüler zu organisieren. Leider hatte der Klassenlehrer es im letzten Jahr versäumt, Berufsinformationen mit den Schülern und Eltern zu besprechen. So waren beim ersten Treffen die Berufswünsche der Schüler unrealistisch und eher mit denen eines Kindergartenkindes gleichzusetzen. Es wurden die Berufe Pilot, Arzt, Anwalt usw. genannt. Die Auswahl der Praktikumsstellen war dann doch einfacher. Ein großer Anteil der Schüler nahm an einer PC-Schulung teil, einige absolvieren das Praktikum beim Frisör, bei einer Autowerkstatt oder einem Restaurant. Die Kosten für das Praktikum (in Kenia muss ein Praktikant oder Lehrling für die Ausbildung Geld bezahlen) wurden vom Verein übernommen und die Schüler wurden während der Praktikumszeit von mir besucht.

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Am Samstag, den 24.01.2015 fand morgens die Abschlussfeier der Achtklässler mit ihren Eltern statt. Aus diesem Anlass wurde vom Verein ein einfaches Essen gesponsert und als Highlight von mir ein Schwimmtag am Meer für die Abschlussschüler veranstaltet. Die meisten dieser Schüler möchten die secondary school (der Abschluss ist mit dem Abitur vergleichbar) bzw. einige Schüler die 2-jährige Polytechnikschule besuchen. Der Schulbesuch der Weiterführenden Schulen ist in Kenia im Gegensatz zu Deutschland kostenpflichtig. Der Verein Projekt Lebensblume e.V. versucht den Abschlussschülern den Weiterbesuch der Schule zu ermöglichen. Deshalb waren die Eltern in den letzten Woche einzeln vorstellig, um sowohl praktische als auch finanzielle Hilfe für die Anmeldung an den weiterführenden Schulen zu erhalten. Weil die Schüler fast alle aus ärmlichen Verhältnissen stammen, können die Eltern kaum die erforderlichen Kosten (Aufnahmegebühr, das Schulgeld, die Kosten für die Schuluniform und die Schulbücher) aufbringen. Die jährliche Schulgebühr für die secondary school beträgt 240 €, wovon 176 € beim Schulbeginn zu zahlen sind. Die Schulgebühr für die Polytechnikschule beträgt sogar 340 € jährlich. Deshalb wird vom Verein ein Zuschuss von 40 € und ggf. ein jährlich fälliger zinsloser Kredit an die Eltern vergeben, der bis zum Jahresende zurückgezahlt werden muss. Die Betreuung dieser Maßnahmen erfolgt durch unsere Schulsekretärin in Zusammenarbeit mit der Sozialarbeiterin. Zum Vergleich: Ein Angestellter an unserer Schule verdient ca. 100 € im Monat.

Mit Jahresanfang begann das neue Schuljahr für 120 Kinder, die von 10 Lehrern betreut werden. Da die Klassen- und Büroräume getauscht wurden, fielen einige Renovierungen und Aufräumarbeiten an. Gleichzeitig habe ich die in zwei großen Abstellräumen untergebrachten Hilfsgüter aus dem Container gesichtet, eine Bestandsaufnahme gemacht und sortiert – zum Beispiel die Spiele und Spielsteine.

Die bisher noch nicht genutzten Musikinstrumente konnten nun in einem frei gewordenen Raum arrangiert werden. Die Volontäre Julia, Maties und Anna bemalten die Wände des Raumes mit Musikinstrumenten mit Tiermotiven aus einem Muskibuch.

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Die Musikschule für die Kinder, die seit Jahresbeginn von Susanne und ihrem Partner geleitet wird, findet nun montags und mittwochs vor dem Proben des neu gegründeten Angestelltenchors statt. Zusätzlich werden auch Einzelstunden für die Angestellten angeboten.

Für das Volontärhaus, das unmittelbar in der Nähe der Schule liegt und von uns seit einigen Jahren angemietet wird, habe ich eine Mängelliste erstellt, überfällige Reparaturen veranlasst und erforderliche Reinigungsarbeiten durchgeführt. Diese waren notwendig, weil das Wasser sehr kalkhaltig ist und der Putzfrau Kenntnisse über die Reinigungsmethoden fehlten. (In Kenia besitzen die Familien üblicherweise kein Badezimmer, sondern nur ein Viereck aus Palmblättern mit Wassereimer und Plumpsklo.)

Ich hoffe, Ihr habt einen ersten Eindruck über meine Tätigkeiten erhalten, ich kann noch viel mehr berichten, doch fast drei Seiten sind erst einmal genug.

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 Liebe Grüße

Josi