Bericht von Julian Scheuchenpflug: September 2013 bis März 2014

Hurra for Guitar!

Denkt man an afrikanische Musik, so denkt man eher an Trommeln als an Gitarren, obwohl 90% der „modernen“ Musik in Kenia von Gitarren begleitet wird. Deshalb beabsichtigte ich im Rahmen eines sechsmonatigen Volontariats am DIANI Bildungs- und Sozialzentrum (vorher: DARAD – Namensänderung) meine Begeisterung für das Gitarrenspiel und meine Gitarrenkenntnisse an interessierte Jugendliche (sechste bis achte Klasse) und Lehrer weiterzugeben. Dabei hoffte ich, keinen blutigen Gitarrenanfänger zu unterrichten, denn für mich ist es grundsätzlich schwieriger jemandem etwas Neues beizubringen als etwas zu trainieren. Zunächst meldeten sich viele interessierte Schüler. Der Gitarrenunterricht fand täglich in der Game-Time von 15.00 bis 16.00 Uhr statt. Ich hatte den Eindruck, dass der theoretische Musikunterricht in Kenia vernachlässigt wird, denn meine Schüler wussten von Takten, Noten und Notenlängen nur wenig. Zwar haben die Afrikaner den Rhythmus im Blut (ab ca. 4 Jahren fangen die Kinder an, synkopische Takte zu klopfen) und viel Spaß an Musik, aber auch Notenkenntnisse sind für das Gitarrenspiel wichtig. Die meisten Schüler wollten aber einfach nur mit der Gitarre Spaß haben. Nachdem sie merkten, dass die Notenlehre viel Zeit in Anspruch nimmt und die Haltung der Griffe viel Übung erfordert, ebbte der Ansturm schnell ab. Ernsthaftes Interesse am Gitarrenunterricht hatte Joseph, Lehrer der Kindergartenklasse 3. Er war ein guter Schüler, strengte sich an und es war ihm immer bewusst, dass man ein Instrument nicht von einem Tag auf den nächsten beherrscht. Da er schon die Grundlagen und ein paar Lieder kannte (gelernt vom Volontär Yannick; Danke Yannick!!) konnte ich ihm mit den bekannten Griffen viele Rock- und Popsongs z.B. „Lady in black“, „Imagine“, „Hallelujah“, „Drunken Sailor“ und Kinderlieder wie „Alle meine Entchen“, „Bruder Jakob“, „Old Mac Donalds“ beibringen.

Meine Erfolgserlebnisse hörte ich, wenn ich über den Schulhof ging und aus dem Klassenraum KG 3 ein Gitarrenlied erklang und viele begeisterte Kinderstimmen dazu das Lied schmetterten, welches Joseph erst zwei Tage vorher gelernt hatte.

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Auch auf Schulveranstaltungen spielte Joseph Gitarre mit großer Begeisterung, entweder begleitete er den Chor oder die Sänger seiner Klasse.

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Die Darbietungen wurden immer mit viel Applaus von den Zuhörern belohnt. Es war ein sehr schönes Gefühl, Joseph mit Erfolg die eigenen Kenntnisse beigebracht zu haben. Jetzt beherrscht er die wichtigsten Akkorde, Noten, Griffe und Schlagmuster.

Für die außerschulische musikalische Förderung der Kinder fehlt vielen Familien in DARAD das Geld für den Musikunterricht oder die Anschaffung eines Instrumentes. Schade eigentlich, Kenia oder Afrika hat meiner Meinung nach ein großes musikalisches Potential. Deshalb freute es mich, als mit dem Hilfscontainer viele weitere Musikinstrumente eintrafen und den zukünftigen Musikunterricht bereichern werden. Und ich fände es richtig cool, wenn dank der Förderung am DARAD Bildungs- und Sozialzentrum ein kenianischer Nachwuchskünstler im Gitarrenspiel entdeckt werden würde.